Ein Nachruf für Günther Feuerstein — Der letzte Druide des Rituals (1925 – 2021)
Günther Feuerstein hat sehr spät die öffentliche Wertschätzung als Lehrer, Architekt, als Planer und Kritiker erfahren.
Er war der beste Lehrer — nicht nur für meine Generation. Damals noch Assistent bei Schwanzer (und immer im weißen Mantel) war er es, der fast im amerikanischen Stil die seiner Meinung nach begabtesten Studenten um sich versammelte im sogenannten „Club Seminar“. Und in Gesprächen, die weit über die technisierte Vorlesung von damals hinausgingen, erläuterte, dass Architektur mehr ist als der 7,50 Meter Raster.
Ich werde die persönlichen Gespräche – damals noch Korrektur genannt — in seinem Assistentenzimmer nicht vergessen. Auch nicht, dass ich damals Carl Pruschas berühmte Bandstädte – Bänder von Infrastrukturen, die sich zwischen den Zentren der Städte über die Welt verbinden — kennenlernte.
Seine Kommentare waren zu unseren Projekten immer freundlich. Er konnte auch manchmal sehr resch sein, aber seine Anmerkung „ohne Modelle kein Gespräch“ hat in meinem Lehrstil und meiner Arbeit an Projekten bis heute Nachhall gefunden. Günther war so einflussreich, dass die verkniffenen Professoren der TU einen Anlass suchten, ihn loszuwerden. Den hatte er ihnen, – man könnte aus jetzigen Blickpunkten sagen, er war naiv — gegeben. Der gefürchtete Otto Mühl war als Gast in einer seinen berühmten Vorlesungen. Das war Anlass genug, ihn zu kündigen. Und die roten Schriften in den heiligen Hallen der TU „Wo ist Feuerstein“ konnten ihn nicht zurückholen.
Dass jetzt der Hörsaal 14a in „Günther Feuerstein Saal“ benannt wurde, ist – wenn auch spät – eine Anerkennung seiner weltoffenen Lehre. Er war der Druide des Rituals und aus seinem „Zaubertrank-Kessel“ (die berühmten Vorlesungen im Hörsaal 14a) sind in den späten 1960er-Jahren Gruppen entstanden, die dann international in der Architekturszene mitgemischt haben und auch heute immer noch mitmischen. Haus-Rucker-Co jetzt Ortner & Ortner, CHBL, Zünd-Up, Salz der Erde und entfernt Missing Link wären ohne seine Lehre nicht möglich gewesen. Immer persönlich, immer emotional, doch nie unfair waren seine Bemerkungen zu den gezeigten Projekten. Bis heute – noch 2014 zeigte Günther auf ein Detail in der Fassade unseres Konferenzzentrums in Dalian, nur um zu fragen: “Und was ist das?“
Günther Feuerstein wird uns und Österreich fehlen.
Er bleibt unvergessen.
Wolf dPrix